31.05.09

Schlaftrunken.

Damals habe ich ganz kurz Schwerpunkt Film studiert. und mein allerallererster Kurzfilm ist folgender - ungefiltert, unbearbeitet und trotzdem hat es uns stolz gemacht. Schrö, Sandy, Ullski, Philip, Malek und Clueso.

Schlaftrunken from nadnad on Vimeo.



Du hast geschlafen.
Inmitten allergrößter Schönheit hast du dich eingescharrt, als könntest du soviel Großartiges nicht ertragen.
Als würdest du das Wunderbare scheuen.
Aber es ist Zeit die Müdigkeit aus den verklebten Augen zu wischen und sie im störrischen Spiegelbild das letzte Mal gesehen zu haben.

Vertrau mir.
Hole Luft.
Nimm dir kurz Zeit.
Sie dich um, dreh dich. Das Schöne ist auf dem Vormarsch.
Wie wunderbar staune, ja – Staune!

Wer das Staunen verlernt, missbraucht das Betrachten nur zum Wegsehen.
Ich helfe dir, mit einer satt staunen Tour d´Amour.
Es ist ein Spiel und es spielt sich an solchen Stellen am Besten, wo Giganten ruhmreicher Architektur sich türmen.

Herzlich Willkommen in deiner Stadt.
Wann hast du sie zum letzten Mal gesehen?
Ich meine, wann hast du sie nicht auf ihre Wege reduziert, sondern sie wirklich angeschaut?
Auf dem Asphalt spiegelt die Pfütze das, was du nicht sehen kannst, weil du immer nur nach Unten gierst.
Kinder lachen, Erwachsene sind zu sehr beschäftigt, hängen ihre langen Gesichter in Cafés auf und ertränken sich in aufgewühlter Milch.
Man sollte Eintritt verlangen.

Gestatte mir noch eine Frage.
Wie oft bist du gelaufen und hast im Gehen bemerkt, dass mit jedem kleinen cm, um den dein Weg zunahm, es dir schwerer fiel zu bestimmen, ob du dich entfernst oder ob du auf etwas zugelaufen bist.
Tatsächlich warst du doch zu jeder Zeit mittendrin – in der Zeit –in den Momenten - in deinem eigenen kleinen Abenteuer.
Und wie war das? Frag dich selbst. Nein, du sollst nicht die Anderen fragen, woher sollen sie es wissen?
Du teilst mit ihnen Luft, Raum, Gesellschaft, im besten Fall einen Gedanken, der weit über euer beider Tellerrand hinausgeht.
Brüder und Schwester, Freunde und Freundschaften.
Fremde im Vertrauen, und keine Antworten.

Also - Hau ab! RENN WEG!
Wenn du jetzt nicht denken kannst, spanne deine Glieder wie eine Armbrust und lasse los. Nimm den Schwung der wohlfeilen Konstruktion und presse deine Füße auf den Boden, bis dieser sich um jeden Umständen dich so schnell wie möglich wieder von sich stöhnt.

Renn doch!
Renn doch schneller!
Renn!
Spürst du den Wind?
Spürst du deinen Puls, der in wilder Hast an deinen Schläfen trommelt?

Dein Puls wird zum Takt. Nenn es Hektik. Nenn es wie du willst, aber es treibt und schiebt dich, will dich nicht zur Ruhe kommen lassen und brüllt dir in den Nacken!
Die Welt ist zu groß um nicht gesehen zu werden.
Du pumpst, kannst nicht mehr, erbettelst Einheit, flehst zur Zeit, flehst zum Himmel -
Es ist dir alles zu schwer.

Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du an Last verlierst wenn du ausatmest?
Genug gerannt - atme aus!
Atme aus!
Hörst du die Luft?
Spürst du die Erleichterung?
Merkst du wie gleich darauf dein Körper nach Frische drängt?
Nach neuer Luft, Luft die dich wieder aufrichtet, alles einsammelt, was nicht zu dir gehört und damit nach Draußen schleppt, so wie andere Leute mit Müll und Lockenwicklern.

Die gleichen Wege überall und nirgends.
Luft, Wind, Elemente, unendlich weit, unendlich weit entfernt.


Dann Schnitt.
Du an anderer Stelle.
Fanfaren.
Fanfaren untermalt von dunklen Bässen, die in aufgesetzt fröhliche Gesichter drücken.
Du etwas ratlos an der Seite als Betrachter.
Wieder außen. Nicht außen vor.
Einer tätowiert sich Schnaps in die Leber.
Widerstand regt sich, Sehnsucht nach Freiraum.
Überraschend taucht dein Plan vom Glück wieder auf.
Du wolltest doch Betrachten, in aller Stille, weg von hier –
die Nacht ist auch ohne bunte Lichter schön.

Ausatmen.
Einatmen.
Ausatmen
Ein.
Das war knapp.
Fast hätten sie dir die Luft genommen, die du gesammelt hast
Luftignoranten in Pseudofrische, die sie allein ihrem Makeup und angeschnallten Heiterkeit zu verdanken haben.
Ekel steigt in dir hoch.
Denk an was Schönes, ja so, nur so geht die Therapie.
Etwas Schönes.
Chaos im Kopf – Bilder tanzen.
Skateboards und Schröder - Madame X mit Mister right - Aight aus Sprühdosen –
Gold - Glamour - Disco - Punk.
Lack und Leder.
Sissi - die wunderschöne Sissi und ihr Franzl.
Heimat.
Quietschgrüner Sex den du schon fast vergessen hättest, wenn du nicht ab und zu davon erzählen würdest – so wie jetzt.
Himbeerblau.
Schon wieder blau. Kamera schwenkt auf rot.
Du, mit Zuversicht bei Grün weiter.
So geht’s. So geht’s, sehr gut.
Die Sonne steigt auf, erklimmt den Horizont und erobert mit ungetrübter Fröhlichkeit ihren Platz in deinem Herzen und bleibt dabei nicht stehen.
Du darfst stehen bleiben und dich von ihren funkelnden Strahlen kitzeln lassen.
Ich liebe es.
Du siehst alles in ihrer warmen Gelassenheit –
wirst gutmütig, sanft, fast liebevoll.
Für große Taten ist es nie zu spät - das weißt du.
Atme ein.
How are you? Wunderbar.

Jetzt hältst du die Schönheit aus.
Jetzt ist dein Rückgrat stark genug um dich vor dem Großartigen zu verbeugen und um in deiner Stadt selber großartig zu sein.

Du hast geschlafen.

Ich hab dich aufgeweckt, weil Helden so selten geworden sind.